Die Strafbarkeit von Tilidin

Fällt Tilidin unter das Betäubungsmittelgesetz? In den letzten Jahren ist der Konsum von Tilidin stark angestiegen, nicht zuletzt dadurch, dass das Betäubungsmittel in den Medien immer stärkere Beachtung findet. Leider wird dadurch auch vermehrt illegal Handel mit dem Schmerzmittel betrieben, unter anderem auch im Darknet. Wir erklären Ihnen im Folgenden, in welchem Umfang Tilidin verboten ist und welche Strafen bei einem Verstoß zu erwarten sind. Ist Tilidin-Besitz strafbar? Außerdem informieren wir Sie darüber, wie Sie eine Anzeige im besten Fall umgehen können und wie Ihnen anwaltliche Unterstützung dabei helfen kann. 

Inhaltsverzeichnis

1. Das Wichtigste in Kürze
2. Was ist Tilidin?
3. Arzneimittelgesetz vs. Betäubungsmittelgesetz – was sind die Unterschiede?
4. Welche Strafen können im Zusammenhang mit Tilidin drohen?
5. Fazit

Das Wichtigste in Kürze

• Tilidin ist ein verschreibungspflichtiges Schmerzmittel, das nur durch einen Arzt verschrieben werden darf.
• Legal kann das Produkt nur über Apotheken erworben werden. 
• Stets strafbar ist daher der illegale Handel mit Tilidin. 

Was ist Tilidin?

Bei dem Medikament Tilidin handelt es sich um ein Betäubungsmittel der Opioide. Es wird als Schmerzmittel bei starken Schmerzen eingesetzt. Insbesondere kommt es 

bei der Behandlung von Schmerzpatienten oder Krebspatienten vermehrt zum Einsatz. Zudem dient Tilidin der Behandlung chronischer Schmerzen. Als bekannte Nebenwirkungen können Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen sowie Nervosität auftreten. Bei einer regelmäßigen Einnahme von Tilidin kann es überdies zu einer Abhängigkeit kommen. 

Ist Tilidin Besitz ohne Rezept strafbar? Tilidin stellt ein verschreibungspflichtiges Medikament dar, sodass es grundsätzlich nur dann zu bekommen ist, wenn der Arzt ein entsprechendes Rezept ausstellt. Zudem darf Tilidin nur durch einen Apotheker verkauft und nur aufgrund einer Verschreibung eingenommen werden. Ein Erwerb dieses Schmerzmittels über andere Wege ist daher stets illegal und somit strafbar. 

Arzneimittelgesetz vs. Betäubungsmittelgesetz – was sind die Unterschiede?

Allerdings führt nicht jeder Verstoß gegen die soeben genannten Grundsätze zu einer Strafbarkeit. Nach dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) wird Tilidin als Betäubungsmittel lediglich dann angenommen, wenn es nicht in fester Zubereitung, also als Tilidin Tabletten mit schneller Wirkstofffreigabe, sondern als Tilidin Tropfen vorliegt. In dieser Form und auch nur, wenn das Medikament nicht vom Arzt nachweisbar verschrieben wurde, ist die Strafbarkeit gegeben, die sich sowohl auf den Besitz als auch auf den Handel mit Tilidin bezieht.

Geringere Strafen sind zu erwarten, wenn der Handel mit Tilidin nicht unter die oben genannten Voraussetzungen fällt, sondern nur nach dem Arzneimittelgesetz (AMG) zu ahnden ist. Das ist der Fall bei dem Tilidin, das regelmäßig vom Arzt verschrieben wird, und zwar in fester Form mit verzögerter Wirkstofffreigabe. Diese Verzögerung verringert die berauschende Wirkung durch das Opioid. Nach § 95 des AMG ist demnach strafbar, wer mit dieser Art des Tilidins Handel betreibt oder das Medikament in sonstiger Weise abgibt. Die Tat wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet. 

Welche Strafen können im Zusammenhang mit Tilidin drohen? 

Somit gilt Tilidin zumindest in Form von Tropfen als verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel im Sinne des BtMG. Für die möglichen Strafaussprüche im Zusammenhang mit Tilidin ist vorrangig § 29 BtMG einschlägig, wonach vor allem

• die Herstellung, 
• der Erwerb, 
• der Besitz, 
• das unerlaubte Verschreiben und Verabreichen, 
• die Veräußerung, 
• sowie das Handeltreiben 

mit Betäubungsmitteln als illegal anzusehen ist, vorausgesetzt es besteht keine Erlaubnis für den Umgang bzw. keine ärztliche Verschreibung des Mittels. Nach § 29 BtMG wird in diesen Fällen eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren angedroht. Eine Gefängnisstrafe bis zu 15 Jahren ist möglich, wenn besondere Umstände hinzukommen, wie zum Beispiel die Abgabe des Tilidins an Minderjährige. Die konkrete Strafe bemisst sich immer anhand des Einzelfalls. Dabei ist ausschlaggebend, wie hoch die Menge des aufgefundenen Betäubungsmittels ist oder ob der Täter vorbestraft ist. 

Des Weiteren ist die Fälschung eines Rezepts für Tilidin nach § 267 StGB strafbar, da es sich dabei um eine Urkundenfälschung handelt. Dieses Delikt wird ebenfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet. 

Fazit

Die Abwägung, ob eine Tat im Zusammenhang mit Tilidin strafbar ist oder nicht, kann im Einzelfall wie dargestellt sehr schwierig sein. Insbesondere die Einschätzung der Einschlägigkeit des BtMG oder des AMG erfordert einen erfahrenen Experten. Daher empfiehlt es sich, bei einer Anklage in dieser Sache am besten sofort einen Strafverteidiger einzuschalten, der Sie bestmöglich vertritt und Ihre Rechte geltend macht. In der Kanzlei für Strafrecht in Stuttgart beraten und vertreten wir Sie umfangreich und kompetent. 

Möglicherweise wurde bei Ihnen Tilidin beschlagnahmt oder Sie werden zu einer Vernehmung vor der Polizei geladen? Wichtig ist es jetzt, dass Sie von Ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen und bei der Polizei keine Angaben zur Sache machen. Dieses Recht steht Ihnen zu und kann Ihnen im Laufe des Verfahrens auch nicht negativ ausgelegt werden. 

Nach der Mandatierung werden wir uns im Rahmen der Akteneinsicht als Erstes einen Eindruck von dem Sachstand machen und darauf gerichtet, mit Ihnen gemeinsam eine Verteidigungsstrategie entwickeln. Diese ist – wenn möglich – immer auf eine Einstellung des Verfahrens oder einen Freispruch ausgerichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir uns auch mit dem Gericht bzw. der Staatsanwaltschaft in Verbindung. Dabei stehen wir Ihnen während des gesamten Strafverfahrens für all Ihre Fragen und Anliegen zur Verfügung. 

Kontaktieren Sie Ihre Anwaltskanzkei Scheerer & Maly gerne noch heute für weitere Informationen.